-der herrliche Blick von der Terrasse über das SCHLEIZER OBERLAND bis hin zum Gebirgsmassiv des Thüringer Waldes gab der 1883 erbauten Villa des Schleizer Kleiderfabrikanten Hermann Maerz seinen Namen. Noch heute sind die Initialen „H“ „M“ im Gitter der alten Haustür erhalten. In diesem ehemaligen Luftkurort „Heinrichsruh“, benannt nach dem Fürsten Heinrich aus dem Geschlecht der Reußen ä.u.j.L., welche hier ihr Sommerpalais und einen herrlichen Park anlegten, richtete der Besitzer von „Luginsland“ eine Sommerfrische und Ausspanne ein, die bis 1917 durch mehrere Pächter betrieben wurde. Am 8. Juni 1910 erhielt der Schleizer Otto Pätzold I. die Gaststättenkonzession und pachtete „Luginsland“, bis er 1917 das Anwesen käuflich erwerben konnte und verhalf „Luginsland“ zu neuem Glanz. Den erfolgreichen Jahren, die 1930 im Anbau des Saalrestaurants seinen Ausdruck fanden, folgte der Wahnsinn des Krieges und „Luginsland“ hatte furchtbar zu leiden. Die durchziehenden Truppen, oft in der traurigsten Verfassung, fanden hier Obdach und Atzung, meist ohne Bezahlung. Danach wurde das Haus erst mit Amerikanern und nach dem Tausch unseres Gebietes gegen Berlin mit den Russen besetzt. Die Familie musste nun das Haus räumen, nur die Ziege konnte mit nach Schleiz genommen werden. Am 25. September 1945 verließ die Besatzung Heinrichsruh und die Häuser konnten wieder bezogen werden. Doch wie sah "Luginsland" aus!!! Alle Federbetten, Gardinen, viele Möbel, Geschirr, Bestecke, Uhren, Radios, Autos, Tafelsilber u.a. waren verschwunden, die Fensterscheiben zerbrochen und die Räume verschmutzt. Im Dezember 1945 kehrte der einzige Sohn Otto II. aus der Gefangenschaft zurück, sodass der Vater beruhigt am 21.Mai 1946 einschlafen konnte. Der Sohn fing nun, mit Hilfe seiner Mutter, mit großer Energie an, die Sommerfrische und das Lokal wieder in Schwung zu bringen, obwohl der Wirt dem Gast absolut nichts bieten konnte. Essen gab es nur mit Abgabe von Lebensmittelkarten, 1948 war es sogar nur mit Abgabe von Kartoffeln in natura möglich. Als Kaffee gab es Kaffeeersatz ohne Milch und Zucker, Kuchen gegen Abgabe von Mehl- und Zuckermarken, Tee nur von deutschen Kräutern, Wein und Bier zeitweilig überhaupt nicht. Erst 1949 wurde sog. Starkbier mit 9% Würze zu 1.60 DM und 4 1/2% Würze zu 80 Pfg. je Glas eingeführt. Schnaps 0,2 cl kostete 2,40 DM! Trotz dieser Zustände, sowie noch zweimaliger russischer Einquartierung, hielt Otto II. das Lokal aufrecht und verhinderte im Mai 1949 durch persönliches Aufsuchen der Landesregierung in Erfurt das Einziehen der Vereinigten Volkseigenen Erfassungs- und Aufkaufbetriebe (VVEAB) in "Luginsland". Durch die Vermählung mit Thea Drewlo zog eine Seele von Mensch und tüchtige Köchin im Hause "Luginsland" ein, die bis zu ihrem Tod im Jahre 1986 wahre Wunder an Aufopferung und Fürsorge für den Betrieb und ihre Familie vollbrachte. In den Jahren der DDR versuchten die staatlichen Stellen mehrfach "Luginsland" zu enteignen bzw. den Eigentümer zu einem Vertrag (sog. Kommissionsvertrag) mit den sozialistischen Organisationen HO und KONSUM zu bewegen, jedoch ohne Erfolg. Otto Pätzold blieb mit viel Diplomatie und einer gewissen Sturheit sein eigener Herr, obwohl dies mit vielen wirtschaftlichen und finanziellen Nachteilen verbunden war. So mussten Investgüter und Baumaßnahmen jährlich beim Rat des Kreises für den "Plan" eingereicht werden, sodass z.B. für einen Kühlschrank Wartezeiten von 5-6 Jahren entstanden, da man als „Privater“ immer hintenan stand. Um z.B. 3 Bretter für eine Dachreparatur zu bekommen, musste man selbst im Wald das Holz schlagen und dann ins Sägewerk bringen, und dazu musste für den Staat nochmal die vierfache Menge des selbst benötigten Bedarfs unentgeltlich geschlagen werden. Die irrsinnige Preispolitik des Staates tat ein Übriges, sodass die Familie gezwungen war, 40 Jahre auf Kosten der Substanz des Hauses zu wirtschaften und nur das Notwendigste repariert werden konnte. Bei anfangs 3,-M und zum Ende der DDR-Ära 4,50M genehmigter Bettenpreis (Vollpension 12,50M) und trotz stets vollen Lokals (Schnitzel 2,50M, Rinderlende mit Klößen und Rotkohl 4,95M) war an Investitionen nicht zu denken. Diesen Preisen lag ein Stundenlohn von 2,76M zugrunde (in der Industrie wurde zwischen 6,-M bis 12,-M gezahlt), wofür man kaum Personal bekam, sodass Wartezeiten entstanden oder das Lokal zeitweise geschlossen werden musste. Diese staatliche Preisanordnung galt bis zum Beginn der Währungsunion am 1.7.1990, sodass nach Öffnung der Grenzen bei Umtauschkursen bis 1:12 eine Familie mit 4 Pers. für 3,-DM fürstlich dinieren konnte. Mit Freigabe der Preise und damit einhergehender Kostenexplosion stiegen die Preise im Gastgewerbe um ca. 300%, was einen enormen Gästeeinbruch verursachte. Die Ära der Imbissbuden begann und auch "Luginsland" hielt sich mit dieser über Wasser, zumal dies nach einem Brand im Restaurant und in der Umbauphase oft die einzige Einnahmequelle war. Bereits zu DDR-Zeiten im Jahre 1987 übernahm Otto III. nach Abschluss des Meisterstudiums das Geschäft und führte es im Sinne des Vaters, auch nach dessen Tod im Juni 1990, durch die schwierige Zeit der Wende. Sowie schon der Verfasser der Hotelchronik im Jahre 1945 -Heimatforscher Robert Hänsel- wünschen wir auch dem Hause "Luginsland", das es weiter wachsen, blühen und gedeihen möge und sich seine Gäste hier wohl und umsorgt fühlen, was natürlich stets das Hauptziel der emsigen Mitarbeiter ist.
Einen angenehmen Aufenthalt wünscht Ihre Familie Pätzold |